Zentralfriedhof Stralsund ab sofort im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur
Der Zentralfriedhof der Hansestadt Stralsund steht jetzt im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur: Ab sofort wird ein entsprechendes Schild am Haupteingang des Friedhofs in der Prohner Straße auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur für unsere Stadt aufmerksam machen.
Stralsund ist damit Teil eines bundesweiten Netzwerks von über 100 Städten, die den diesjährigen Tag des Friedhofs am 20. September der Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe widmen.
Bereits im März hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission diese Ernennung zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown völlig unter, weshalb man jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch bei uns in Stralsund auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam macht. „Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden“, erläuterte Betriebsleiter Timo Viecens, „sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun.“ Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln.
„Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden“, sagte Timo Viecens weiter, „der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“ Hervorzuheben ist zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bildet zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität.
Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. Es gehe nicht um ein Mumifizieren unserer Friedhöfe, sagte Timo Viecens, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung. So werde man auch in Zukunft Bestattungsformen anbieten, die den Wünschen der Menschen entsprechen wie z.B. naturnah gestaltete oder pflegeleichte bzw. pflegefreie Grabformen.