Zoo Stralsund engagiert sich für heimische und exotische Fledermäuse
Am Grillhaus des Zoos Stralsund hat man einen der schönsten Blicke auf die eichenbesäumte Waldlichtung der Rothirsche. Nur wenige wissen, dass diese Anhöhe hohl ist.
Im Hügelinneren befindet sich ein verwinkeltes Kellergemäuer. „Diese Bauweise hat System,“ erläutert Zoodirektor Dr. Christoph Langner. “Der alte Hohlblockstein ist griffig und weist genug senkrechte Spalten auf. Hiermit bieten wir einen perfekten Überwinterungsort für Fledermäuse an.“
Insbesondere Fransen- und Wasserfledermäuse nutzen die senkrechten Spalten der frostfreien Höhle, um den Winter zu überstehen. Mit ihren vier bis sechs Zentimetern verkriechen sie sich tief in die Mauerspalten, so dass Marder und andere Beutegreifer sie nicht erreichen können. Bei der diesjährigen Inaugenscheinnahme der Höhle konnten sieben der kleinen Wintergäste gezählt werden.
Während die heimischen Fledermäuse, von den Besuchern meist unbemerkt, im Zoo Stralsund Quartier bezogen haben, sind ihre exotischen Verwandten ins Südamerikahaus eingezogen. Einer der ehemaligen Schutzräume der Krallenaffen ist so umgestaltet worden, dass sich die Kleine Lanzennase hier wohl fühlen kann.
Dieser Vertreter der Fledermäuse ist nicht nur um ein Drittel größer als die heimischen Verwandten im Zoo, sondern hat auch ein grundverschiedenes Ernährungsverhalten. Als Futtergeneralist stehen bei ihr sowohl Insekten als auch Früchte, Nektar und Pollen auf der Speiskarte. Mit ihrer Vorliebe für Blütenpollen sorgen sie bei über 40 Pflanzenarten in ihrer Heimat für die Bestäubung der Blüten.
Namensgebend ist ein lanzenförmiger Aufwuchs an der Nase. Dieser Aufwuchs dient für die Echoortung der Tiere. Da sie in der Natur auch in Peru vorkommen, wohnen sie als Botschafter ihrer Heimat im Tropenhaus.
Mit Einzug der neuen Bewohner in ihr Quartier beginnt eine Trainingsphase für die Tiere. Denn der Zoo wird mit entsprechender Beleuchtung den Tag-Nacht-Rhythmus so anpassen, dass Besucher die nachtaktiven Säugetiere zu Öffnungszeiten des Zoos in Bewegung erleben können.
Die Umgestaltung des Südamerikahauses ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass erste Tiere ihre Gehege beziehen können. Sobald die Coronasituation es zulässt, kann der Zoo Stralsund Besucherinnen und Besucher auf eine Reise ins Gran Pajatén einladen. "Auf diesen Tag freuen wir uns schon sehr", so Zoodirektor Dr. Christoph Langner.