29 Jahre Deutsche Einheit - "Was sind unsere Biografien wert?"
Fast 400 Gäste waren am 30. September der gemeinsamen Einladung von Oberbürgermeister Alexander Badrow und Landrat Stefan Kerth zum traditionellen Festakt anlässlich des Tags der Deutschen Einheit in die Marinetechnikschule (MTS) gefolgt.
Bereits zum 15. Mal bewies die MTS sich hierfür als verlässlicher Partner und hervorragender Gastgeber. Den musikalischen Rahmen lieferte das Jugendblasorchester aus Grimmen mit seinen schmissigen Sounds und berührenden Melodien.
Eröffnet wurde der Festakt von Fregattenkapitän Fiebig. Oberbürgermeister Badrow begrüßte die Gäste mit einem Aufruf zur Erinnerung an den 30. September 1989 und den: "Freiheitsschrei von Prag. Ich wünsche uns allen, dass wir uns auch in Zukunft für Frieden und Freiheit starkmachen. Denn: nichts davon ist selbstverständlich. Lassen Sie und Demokratie und Rechtsstaat nicht nur fordern, sondern gemeinsam leben." Alexander Badrow erinnerte in seiner Rede auch an die polnische Gewerkschaft Solidarność, die sich mit ihrem Ruf nach Freiheit schon frühzeitig Gehör verschafft haben. In diesem Zusammenhang begrüßte er Landrat Waszkiewicz und seine Delegation aus dem polnischen Partnerlandkreis Bytów.
Und dann kam der Moment, auf den wohl alle Anwesenden im "Stralsundsaal" der MTS mit Spannung gewartet hatten. Angela Merkel, Bundestagsabgeordnete unserer Region, hielt eine begeisternde und sehr persönliche Festrede. So stellte sie die Frage: "Was sind unsere Biografien wert?" und reflektierte dabei auf die Position jedes Einzelnen in der Gesellschaft ab 1990. Sie ermunterte, sich an die Zeit vor 30 Jahren zu erinnern und merkte an, dass "wir damals auch den Mund aufgemacht haben". Sie betonte zudem: "Die Stimme der Bürgerinnen und Bürger der Neuen Bundesländer kann eher wieder lauter werden, als das sie verstummt."
Im Namen aller Anwesenden bedankte sich Landrat Kerth bei Angela Merkel: "Sie haben die DDR erlebt, die friedliche Revolution mitgestaltet und bald 15 Jahre Deutschland-, Europa- und Weltpolitik mitgestaltet. Dieser Hintergrund ermöglicht es, Geschehnisse in einem größeren Kontext zu betrachten, als uns das ohne weiteres möglich wäre."