Vor 175 Jahren: Geburtsstunde der deutschen Marinen
FREIER EINTRITT IM MARINEMUSEUM
Am 14. Juni 1848 beschloss die in Frankfurt am Main tagende Deutsche Nationalversammlung die Schaffung einer Flotte für das in Entstehung begriffene Deutsche Reich.
In den zeitgenössischen Dokumenten tauchen dafür verschiedene Bezeichnungen auf, die Historiker haben sich heute weitgehend auf den Begriff Reichsflotte geeinigt. Dieser Beschluss gilt gemeinhin als Geburtsstunde der Deutschen Marinen. Tatsächlich folgte ihm aber nur wenig.
Mit dem Scheitern des Versuchs, einen deutschen Nationalstaat zu schaffen, wurde auch der Plan zur Schaffung einer Deutschen Kriegsmarine wieder zu den Akten gelegt. Die Schiffe wurden größtenteils von den deutschen Einzelstaaten, die sie zur Verfügung gestellt hatten, wieder zurückgenommen, der Rest 1852 verkauft.
Das einzige echte Kriegsschiff, eine gekaperte dänische Fregatte, übernahm Preußen. Hintergrund dieser Bestrebungen war der erste deutsch-dänische Krieg von 1848 bis 1852, der auch auf der Ostsee ausgetragen wurde, v. a. in Form einer Blockade der deutschen Häfen, die aufgrund fehlender Kriegsschiffe nicht verhindert werden konnte.
In diesem Kontext sind auch die Anstrengungen Preußens als größtem deutschen Ostseeanrainer zum Schutz seiner Küsten zu sehen, die zur gleichen Zeit stattfand. Ende April 1848 trat eine Kommission unter der Leitung von Prinz Adalbert von Preußen, der auch bei der Bildung der Reichsflotte eine wichtige Rolle spielte, zusammen, deren Aufgabe es war, Maßnahmen zur besseren Verteidigung der preußischen Ostseeküste, die immerhin von Ahrenshoop bis Memel reichte, auszuarbeiten. Man beschloss, eine eigene Kriegsmarine aufzubauen, wofür König Friedrich Wilhelm IV. am 23. Mai 1848 seine Genehmigung erteilte.
Stralsund kam in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu, denn die Stadt sollte einer der Hauptstützpunkte der neuen Kriegsmarine werden. Zunächst wurden Schiffe, vor allem Kanonenboote, gebaut, eins davon im Sommer 1848 in Stralsund. Dieses wurde durch Spenden der Stralsunder finanziert und unter Anwesenheit des Prinzen Adalbert am 10. August 1848 zu Wasser gelassen. Es erhielt den Namen „Strela-Sund“.
Am 29. Mai 1850 übergab die Stadt Stralsund die Insel Dänholm an das preußische Kriegsministerium. Dort wurde ein Hafen gebaut, um die bislang im Kron- und Fischereihafen liegenden Kriegsschiffe, eher wohl Boote, unterzubringen. Im November 1851 war der Hafen fertig. Zusätzlich wurde ein Marinedepot gebaut und in den folgenden Jahren auch Kasernen für die zur Bewachung stationierten Soldaten.
Nach der Einverleibung Schleswig-Holsteins durch Preußen 1867 lief Kiel Stralsund bald den Rang als Marinestützpunkt ab. 1871 wurde das Marinedepot auf der Insel Dänholm aufgelöst. In die Kasernen zog zwei Jahre später Infanterie ein, nachdem auf der Insel zwischenzeitlich ein Lager für französische Kriegsgefangene aus dem Krieg 1870/71 eingerichtet worden war.
Damit endete das erste Kapitel der Marine in Stralsund. Erst nach dem 1. Weltkrieg wurde die Stadt erneut Standort für Marineeinheiten. Aber das ist ein anderes Kapitel.
FREIER EINTRITT IM MARINEMUSEUM
Zu diesem historischen Anlass und als Ausdruck der lebendigen Partnerschaft mit der Marinetechnikschule in Parow gilt im Marinemuseum auf der Insel Dänholm am Mittwoch dem 14. Juni freier Eintritt.
Das Angebot richtet sich auch an die an diesem Tag zur Vereidigung auf der Hafeninsel anreisenden Angehörigen und Freunde.
Es gelten die regulären Öffnungszeiten von 10:00 bis 17:00 Uhr.