Nah am Baum - das Ganze im Blick! Warum gerade jetzt Bäume gefällt werden
Aktuell werden nicht nur in Stralsund, sondern im gesamten Bundesgebiet Bäume gefällt. Mit Rücksicht auf Brutvögel finden Fällarbeiten konzentriert im Winterhalbjahr statt.
Bei manchem entsteht so der Eindruck, dass überall und gleichzeitig Bäume gefällt werden. So beschäftigt zum Beispiel das Eschensterben das Amt für stadtwirtschaftliche Dienste nicht nur am Ostseeküstenradweg auch in diesem Jahr. Die Stadtverwaltung hat in den vergangenen Jahren mehrfach darüber berichtet. Eschen sind in der Vergangenheit im gesamten Stadtgebiet auf Wege und Gebäude gestürzt, da die Wurzeln der Bäume besonders stark faulen. Bereits in den letzten Jahren fanden deshalb umfangreiche Arbeiten statt.
Aber warum werden auch gesunde Bäume gefällt, die noch gar nicht tot oder morsch sind?
Fällungen und rückschneidende Pflegemaßnahmen sind insbesondere bei Beständen aus Wildwuchs mit hohen Weiden- und Pappelanteilen zwar aufschiebbar, aber letztlich unumgänglich. Die Hansestadt Stralsund arbeitet permanent daran, dass Stralsund grüner wird, mehr Bäume bekommt und die Bürger gepflegte und sichere Baum- und Waldbestände erwarten können.
Der Baum- und Waldbestand der Hansestadt ist dabei kein statisches Objekt, sondern ein lebendiges Gut. Der Schutz und die Pflege des Gesamtbestandes erfordert kluges und weitsichtiges Handeln mit einem Management mit Mitteln der Baum- und Waldpflege, Pflanzungen, natürlicher Sukzession - aber eben auch Rückschnitte und Fällungen. Getreu dem Motto: Nah am einzelnen Baum, das Ganze im Blick.
Es ist gerade bei den zahlreichen jüngeren Wald- und Baumbeständen wichtig, durch gezielte Entnahme die Entwicklung der verbleibenden, entwicklungsfähigen Bäume und Sträucher sowie der räumlichen Struktur der Bestände zu fördern. Ziel sind gut gemischte, mehrschichtige, artenreiche Bestände, in denen gezielt ausgewählte Bäume zur freien Entwicklung kommen. Die Bestände sollen sicher und für Waldbesucher zugänglich sein. So wird zum Beispiel in den kommenden Monaten unter diesen Vorgaben die Waldpflege in zwei Kleinwaldbereichen am Ostseeküstenradweg zwischen Devin und Andershof per Einzelbaumfällung fortgesetzt.
Dazu der Leiter der Abteilung Forsten im Amt für stadtwirtschaftliche Dienst, Thomas Struwe: "In Alleen und Parks versuchen wir selbstverständlich, jeden einzelnen Baum so lange es geht zu erhalten. Bei Wäldern (auch Kleinwäldern) und allgemein stammzahlreichen, flächigen oder linienförmigen Beständen ist dies biologisch nicht möglich. Das ist auch nicht klug, denn Bestände müssen ganzheitlich betrachtet werden. Vor allem junge und dichte Bestände durchlaufen früher oder später von selbst eine mehr oder minder starke Phase der Selbstdifferenzierung, was ganz natürlich das Sterben oder Ausscheiden zahlreicher Bäume bedeutet. Auch in ausgereiften Altbeständen mit hoher natürlicher Dynamik sind Fällungen ein wichtiges forstliches Werkzeug. Für alle Maßnahmen zur Pflege ihrer Baum- und Waldbestände investiert die Hansestadt Stralsund seit Jahren viel Geld."
Fällarbeiten in Stralsund und auf dem Hoheitsgebiet außerhalb der Stadtgrenzen sind bis Ende Februar unter anderem an folgenden Stellen geplant:
- zwei Linden an der Marienkirche, Befall durch Brandkrustenpilz,
- sechs Pappeln an der Parower Chaussee, Schäden am Fahrbahnbelag durch Wurzeleinwuchs,
- fünf Pappeln am Teichhof, massive Wegeschäden durch Wurzeleinwuchs,
- zwei Pappeln an der Kindertagesstätte im Helmut-Heyden-Weg,
- Gehölzpflege an der Ecke Grünhufer Bogen/Rostocker Chaussee,
- dazu verschiedene Einzelfällungen im gesamten Stadtgebiet (z.B. die bei Bauarbeiten vollständig beschädigte Linde am Fischmarkt)
Pflege- und Durchforstungsarbeiten in Waldgebieten in diesem Jahr:
- Kleinwälder am Ostseeküstenradweg,
- Schwedenschanze
- Brandshäger Chaussee/Bauernhof,
- Spülfelder im Stadtwald, Wegeanlage und Bestandspflege,
- Sternschanze Dänholm nebst weiterer Kleinwälder auf der Insel Dänholm,
- Lindenallee, Kleinwaldpflege,
- dazu Durchforstungen auf der Insel Rügen auf ca. 60 Hektar,
- Fällung von einem Hektar vollständig vertrockneter Fichten auf Rügen, die Wiederaufforstung ist vorgesehen